Tag: Roman
Tramhalte Beethovenstraat
Andreas, Verfasser zweier Gedichtbände und einer Novelle, entkommt 1942 dem Braunen Moloch, weil ihn ein Stabsarzt kriegsverwendungsunfähig schreibt. Er wird als Berichterstatter einer Zeitung nach Amsterdam geschickt. Von seinem Zimmer in der Beethovenstraat aus beobachtet er, wie jede Nacht vierhundert Juden abtransportiert werden: „… es war Punkt zwei; er machte das Licht aus, lief zum Fenster und riss es auf. Unten standen vier Trambahnen mit je einem Anhänger, dahinter bewegte sich eine dunkle Masse, einige hundert Menschen mussten es sein; fahle Gesichter im Schein der blauen Taschenlampen, die von Jungen mit weißen Armbinden gehalten wurden. An den Flanken standen ein paar Uniformierte (Soldaten, Polizisten?) mit großen Schäferhunden an kurzen Leinen.“
...weiterlesenJosch 24.05.2021, 18.04 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Josch 16.04.2021, 19.56 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Kapitel 10
Ich liege auf dem bequemen Gästebett und starre an die Wand. Der Brunello war fabelhaft. Leider waren es ein oder zwei Gläser über den Durst. Habe ich zu viel geredet? Immer wenn ich innerlich aufgewühlt bin, kann ich mich kaum beherrschen. Dann sinkt meine Schamgrenze, und ich rede und rede, wofür ich mich hinterher oft schäme. Manchmal komme ich mir wie ein kleiner Junge vor.
Magdalena hat in diesem wunderbaren Restaurant ganz schön mit mir geflirtet. Ob sie meine Unsicherheit bemerkt hat? Jedenfalls hat sie mich nicht spüren lassen, wie ahnungslos ich doch im Grunde bin, wenn es um wirklich wichtige Dinge im Leben geht.
...weiterlesenJosch 17.01.2017, 00.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Kapitel 8
Ich sitze dank erster Klasse im Intercity allein in einem Abteil, nichts und niemand stört mich, kein Handy lenkt mich ab, kein Mitreisender wickelt Leberwurstbrötchen aus. Und doch kann ich mich nicht konzentrieren. Der Abend mit Franziska beherrscht mein ganzes Denken. Heftig bebt unser gestriger Abend in mir nach. Schon im Kino konnte ich mich nur mühsam beherrschen, sie nicht an mich zu ziehen, zu betatschen, zu streicheln, sie zu küssen.
Mein Mund war trocken, die Unsicherheit stärker als das Begehren. Wie hätte sie sich auch wehren können? Und dann die bangen Berührungen in ihrem Appartement, der Insel, wie sie es nennt, die alles, was ihr lieb ist, schützt und offenbart.
...weiterlesenJosch 13.01.2017, 00.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Kapitel 4
In unserer hellen, stilvollen Wohnung herrscht Stille. Durch die penible Ordnung und die mit Bedacht arrangierten Designermöbel muss sie auf Außenstehende unbewohnt wirken. Sind denn alle ausgeflogen? Ich gehe am Zimmer meines Sohnes vorbei und höre ihn leise und monoton sprechen. Zaghaft, als wäre ich ein Besucher, klopfe ich an. Da steckt Tim widerwillig seinen Kopf heraus, als habe er es mit einem ungebetenen Gast zu tun.
„Brauchst du etwas?“, will er mit kühlem Blick und deutlicher Distanz in der Stimme wissen.
...weiterlesenJosch 09.01.2017, 00.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Kapitel 1
Bereits seit 7:00
Uhr am Morgen sitze ich im Büro. Und das nun schon seit Wochen. Eigentlich
bräuchten wir dringend Verstärkung. Aber ich kann mich einfach nicht dazu
entschließen, noch jemand einzustellen. Es gibt zu viele Unbekannte, zu viele
Unwägbarkeiten. Lustlos sitze ich in meinem schicken, abgedunkelten Büro und
starre auf den Bildschirm. Um mich herum herrscht Stille. Marcel und Luisa
kommen meistens erst gegen 9:00 Uhr. Es ist zum Verzweifeln: Dieses herrliche
Wetter, und ich habe einfach keine Zeit, den Sommer zu genießen.
Josch 06.01.2017, 00.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Mit den Beiträgen in dieser Rubrik versuche ich das Innenleben eines Verlages zu beschreiben, wie ich es als Lektor, Redaktionsleiter und Verlagsleiter erlebt habe.
Die Herstellungsabteilung
Meine kleine Artikelserie zieht den Vorhang ein wenig auf und gewährt einen Blick hinter die Kulissen eines Verlages. Ging es bisher hauptsächlich um das Lektorat mit Seitenblicken auf Marketing, Werbung, Presseabteilung und Vertrieb, so geht es diesmal um die Herstellungsabteilung eines Verlages. Sind doch die Aufgaben der Herstellung, wie sie im Verlag genannt wird, noch am ehesten das, woran Laien denken, die – wenn sie Verlag hören – meinen, in einem Verlag würden Bücher gedruckt.
...weiterlesenJosch 28.11.2016, 23.06 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Wenn ich mich mit großen Literaten beschäftige, solchen, die seit Langem einen festen Platz in der deutschen Literaturgeschichte haben, stelle ich immer wieder erstaunt fest, wie intensiv sie oft den Prozess ihres Schreibens reflektiert haben. Sie schufen Figuren, denen sie fiktional „Leben einhauchten“, die bestimmte Funktionen in ihrem jeweiligen Werk (Roman) haben, eine Art Eigendynamik zu entwickeln scheinen, dann aber abberufen werden, sozusagen „sterben“ müssen, wenn sie ihre Funktion im Text erfüllt haben.
...weiterlesenJosch 01.05.2016, 20.34 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Josch 15.03.2016, 22.45 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben
Wir schreiben das Jahr 1873. Der 23-jährige William Andrews bricht nach drei Jahren sein Studium an der Harvard-University ab, um das wahre Leben kennenzulernen. Beeinflusst von Ralph Waldo Emerson, einem Transzendentalisten mit einer idealistischen Naturauffassung, und ausgestattet mit dem Erbe eines Onkels macht sich Andrews auf den Weg in den Wilden Westen. ...weiterlesenJosch 17.02.2016, 16.30 | (0/0) Kommentare | TB | PL