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Ostern in Zeiten der Pandemie

Ostern und Covid-19

Ostern ist nach christlichem Verständnis das Fest der Hoffnung, der Auferstehung. Man muss nicht an eine wie auch immer geartete Auferstehung glauben. Allein die Überzeugung, die Zusage oder auch das Wissen aus Erfahrung, dass etwas weitergeht, dass nicht aller Tage Abend ist, dass man hoffen darf, ist es, weswegen Ostern etwas Besonderes ist. Ostern ist für Christen das bedeutendste Fest im Kirchenjahr. Agnostiker oder Atheisten verbinden mit Ostern einfach den Frühlingsbeginn oder die aufgehende Sonne, was allemal Grund zum Feiern sein könnte. Ostern markiert also einen Neubeginn, einen Aufbruch, das Heraustreten aus der Dunkelheit. Die Dunkelheit wird überstrahlt vom Licht. Und was bedeutet Ostern hinsichtlich der Covid-19-Pandemie? Verbinden sich mit Ostern in diesem Jahr nicht alle unsere Erwartungen und Hoffnungen, dass es endlich mit den Impfungen vorangeht?



Ostern und Emmaus

Die nachösterliche Zeit beginnt mit dem Emmausgang. Zwei Männer – oder Frauen – sind unterwegs nach Emmaus. Da gesellt sich ein Fremder zu ihnen und begleitet sie. Die beiden sind ganz traurig, weil ihr Freund tot ist. Der Fremde aber redet eigenartige Dinge, die sie nicht verstehen. Als sie in Emmaus ankommen, ist es bereits Abend. Die beiden Freund*innen laden den Fremden ein, bei ihnen zu bleiben und mit ihnen zu essen. Beim Essen gehen ihnen die Augen auf, und sie verstehen auf einmal, was der Fremde gesagt hat. Die Geschichte macht Mut, macht Hoffnung.


Ohne Hoffnung kein Leben

Was verleiht Hoffnung? Sind es Worte? Oder Taten? Oder ist es unsere Einstellung, unsere Stimmung, unsere individuelle Persönlichkeit, die uns hoffen oder verzweifeln lässt? Zweifeln bedeutet gespalten, unschlüssig, geteilten Sinnes sein. Ein Zweifler ist eher unsicher. Er kann nicht glauben, was man ihm sagt, verspricht oder zusagt. Dem steht die optimistische Grundhaltung gegenüber. Optimismus heißt Lebensbejahung, Zuversicht. Der Optimist sieht die Dinge von der besten Seite. Insofern ist ein Optimist der österliche Mensch schlechthin. Denn im christlichen Verständnis ist ein von Ostern her denkender Mensch derjenige, der gegen alles Wissen glaubt. Geht das überhaupt? Die Erfahrungen der letzten Wochen dürfte manche Hoffnung zerstört haben. Wenn mir aber nichts und niemand meine Zuversicht nehmen, meine Hoffnung zunichte machen kann, dann gibt es auch keine Angst mehr.


Ostern und Impfen

Das passt alles sehr gut zu unserer gegenwärtigen Situation, in der die Infektionszahlen rasant steigen und die Impfkampagne aus den Startlöchern einfach nicht herauskommt. Da braucht es Hoffnung, Zuversicht, dass es schon irgendwann gut werden wird. Und was wünschen wir uns in diesen Tagen mehr als irgendwann wieder ein halbwegs normales Leben führen zu können, was immer „normales Leben“ bedeuten mag. Von einem Ende der Pandemie will ich gar nicht sprechen. Ohne unken zu wollen (unken heißt schwarsehen, Unglück prophezeien, ist also das Gegenteil von hoffen), dürfte mit Ende dieser Pandemie die nächste vor der Tür stehen. Welch grauenhafte Vorstellung. Ob wir aus der gegenwärtigen Pandemie für die nächste lernen?

Welch großartiges Fest ist jedoch dieses Ostern, das auf den tristen Karfreitag folgt. „Kar“ kommt von Trauer, Wehklage, Sorge. Es hat nach Wahrig die Wurzel „rufen, schreien“. Nach unserem Klagen, unserer Abschottung folgt die Befreiung, die selbstverständliche Begegnung, das Recht auf Leben, auf Leben in Gemeinschaft.


Gründe, die für das Osterfest sprechen

Unsere zunehmend profane Gesellschaft hat also allen Grund, das Osterfest adäquat zu begehen. Es ist keineswegs ein sinnentleertes Fest, wenn man nicht in die Kirche geht, wenn man den liturgischen Zeremonien nichts abgewinnen kann. Österliche Brauchtraditionen gab es schon immer auch außerhalb der christlichen Gedankenwelt, wie Ingeborg Weber-Kellermann in ihrem wunderbaren Buch „Saure Wochen, frohe Feste“ belegt. Was spricht dagegen, an Ostern festlich zu speisen, für einen Moment innezuhalten und sich die Privilegien bewusst zu machen, die wir trotz Corona haben? Die Hoffnung und die Zuversicht zu feiern und gleichzeitig der Menschen zu gedenken, die an Corona gestorben sind? Den Menschen zu danken, die ihr Leben wegen Corona täglich aufs Spiel setzen? Dankbar zu sein für die Menschen, die für uns da sind?

Ostern – wenngleich profan und frei von christlicher Überlagerung – ist das Symbol für Hoffnung,. Es mahnt uns, nicht aufzugeben, auch wenn es im Moment noch trist aussieht. Irgendwann werden wir diese furchtbare Pandemie besiegt haben. Es lohnt sich, für einen Moment innezuhalten und ein wenig über die Hoffnung zu meditieren. Mit jedem Atemzug die Hoffnung in sich einziehen oder verstärken zu lassen. Alles Dunkle, alle Beschränkungen auszuatmen und in Gedanken wegziehen zu lassen wie die Wolken am Himmel. Es funktioniert. Probieren Sie es aus.

Josch 02.04.2021, 17.37

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