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Demenz ist kein Schicksal

Geistig bis ins hohe Alter frisch bleiben

Für den interessierten Laien ist es mitunter schwierig, sich im „Wald“ der in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückten Bücher und Internetbeiträge zur Gehirnforschung zurechtzufinden. Seit Jahren boomt die Neurobiologie, nicht zuletzt durch die Leistungen herausragender Wissenschaftler, angefangen von Wolf Singer, Tania Singer (seiner Tochter),  Ernst Pöppel, Manfred Spitzer oder Gerald Hüther, um nur einige zu nennen.



Als Laie finde ich die Hirnforschung äußerst spannend, hat sie doch in den letzten Jahren atemberaubende Ergebnisse zutage gefördert. Und ich kenne wenig Menschen jenseits der 50, die sich nicht schon einmal die Frage gestellt haben, ob sie wohl der Demenzfalle entkommen und rechtzeitig die Selbstheilungskräfte des Gehirns aktivieren können, wie Gerald Hüther es in seinem jüngsten Buch beschreibt.

Holzwege der Medizin

Hüther ist überzeugt, dass es schon bald zu einem Paradigmenwechsel in der Medizin kommen wird, der weg von einer reinen Reparaturmedizin hin zu einer die Selbstheilungskräfte stärkenden Medizin führen wird. Diesen uns bevorstehenden tiefgreifenden Wandel begründet Hüther in seinem Buch „Raus aus der Demenzfalle“ mit den Ergebnissen der Hirnforschung. Er bezieht sich dabei auf eine bereits 2001 erschienene Studie von David A. Snowdon, die allgemein in Deutschland als Nonnenstudie bekannt wurde. Professor Snowdon hat in dieser Studie 600 betagte Nonnen in den USA untersucht. Er stellte dabei fest, dass „deren Gehirn genauso degeneriert und mit Ablagerungen übersät ist wie das von Patienten mit einer schweren Alzheimer-Demenz, bei denen aber (…) bis ins hohe Alter (…) kein Gedächtnisverlust oder andere Symptome einer Demenz aufgetreten sind“, so Hüther. Nimmt man diese Erkenntnis ernst – und welchen Grund sollte es geben, es nicht zu tun –, so hat das atemberaubende Auswirkungen auf die orthodoxe Behandlung von Altersdemenz. Aber – und das kritisiert Hüther mit Recht – weite Kreise der Pharmazie und Medizin wollen sich partout mit diesen Erkenntnissen nicht auseinandersetzen. Man darf sich also fragen, ob es vielleicht pekuniäre Gründe sind, die die Augen- und Scheuklappen der konservativen Therapien finanzieren. Damit lässt sich höchstwahrscheinlich einfach mehr Geld verdienen.

Hüther hält sich in seinem Buch nicht lange mit den Holzwegen der Medizin auf, sondern beschreibt konsequent, wie selbst Theorien alt und dement werden können und dass sich neue Erkenntnisse mit der Zeit auch auf unser Leben auswirken werden.

Die Selbstheilungskräfte des Gehirns stärken

Im zweiten Teil seines Buches, das erfrischend gut lektoriert ist und sich aufgrund der konsequenten (alten und leserfreundlicheren) Interpunktion leicht und gut nachvollziehbar liest, ohne zurückblättern oder im Wörterbuch nachschlagen zu müssen, zeigt Hüther, wie man die Selbstheilungskräfte des Gehirns stärken und so der Demenzfalle entkommen kann. Entscheidend sei, den Körper nicht zu vernachlässigen, sich selbst zu lieben, sich mit anderen verbunden zu fühlen, die Lust zu lernen nicht zu verlieren, sich für das Leben bewusst zu entscheiden. Hüther begründet, warum destruktive Angst Partner der Demenz ist und warum das sogenannte Kohärenzgefühl so wichtig ist. Kohärenz meint vereinfacht einen Idealzustand des Zusammenlebens, in dem es keine Widersprüche, keine Konflikte, keine Probleme, keine Angst und keine Sorgen gibt. So einen Zustand gibt es verständlicherweise nicht; gemeint ist damit vielmehr, „die Beziehungen mit der Außenwelt so zu gestalten, dass dabei möglichst wenig Energie verbraucht wird“. Und dies ist meistens eine Frage der Einstellung, der Organisation, der Wertehierarchie des Lebens. Es geht darum, „dass alles, was in unserem Leben geschieht, für uns auch irgendwie verstehbar, gestaltbar und bedeutsam ist“.

Fazit

Ein spannendes, aufregendes Buch, aufrüttelnd und Mut machend, in der Gedankenführung gut nachvollziehbar. Ich kann es nur empfehlen.

Und wer sich dieser Thematik intensiver widmen will, dem seien „Männer. Das schwache Geschlecht und sein Gehirn“ von Gerald Hüther, „Je älter, desto besser“ von Ernst Pöppel oder „Lernen“ von Manfred Spitzer ans Herz gelegt, wenngleich schon vor einigen Jahren erschienen, doch immer noch aktuell.

Gerald Hüther, Dr. rer. nat., Dr. med. habil., geboren 1951, zählt zu den bekanntesten Hirnforschern Deutschlands. Er ist Vorstand der Akademie für Potenzialentfaltung, Autor Referent und Berater. Hüther versteht sich als Brückenbauer zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher bzw. individueller Lebenspraxis.

Gerald Hüther: Raus aus der Demenzfalle. Wie es gelingen kann, die Selbstheilungskräfte des Gehirns rechtzeitig zu aktivieren. Arkana Verlag. München 2 2017, 135 Seiten. 18,00 €.

Josch 19.11.2017, 17.33

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Catherine Avak

Danke. Die Liste der noch zu lesenden Bücher ist nun um einen weiteren Titel gewachsen.

vom 19.11.2017, 22.18
Antwort von Josch:

Das Buch lohnt sich zu lesen, weil es auch die Angst vor dem Altern nimmt.
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