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Vom Manuskript zum Buch (Teil 5)

Im folgenden Beitrag versuche ich zu beschreiben, welche Informationen eine Programmkonferenz braucht, um über den Projektvorschlag des Lektorats entscheiden zu können. Wenn im Lektorat die Entscheidung gefallen ist, das Projekt, sprich: das Manuskript, ins Programm des Verlages aufzunehmen, dann sind viele Schritte notwendig, damit das Buch auch wirklich erscheinen kann.



1 Zunächst wird eine erste Umfangschätzung vorgenommen. Um eine Umfangschätzung durchführen zu können, wird ein Format (zunächst vorläufig), ein bestimmter Satzspiegel (meist von einem bereits vorliegenden Buch) und ein Layout mit den Anschlagzahlen hinterlegt. Diese Vorgaben erlauben eine grobe Umfangschätzung, also: wie viele Seiten wird das Buch später einmal haben.

2 Auf Basis der Umfangschätzung, der Analyse des Konkurrenzumfelds und der Einschätzung des Projekts schlägt das Lektorat eine Erstauflage vor. Erst mit diesen Daten kann das Projekt richtig kalkuliert und ein Ladenpreis vorgeschlagen werden.

3 Das Gutachten (siehe: Vom Manuskript zum Buch, Teil 4), die Kalkulation, die Auflagenempfehlung, Besonderheiten des Stils sowie der USP (unique selling proposition) werden in einem Fact-Sheet zusammengefasst. Dieses Fact-Sheet bildet die Grundlage bei der Vorstellung des Projekts in der Programmkonferenz. In manchen großen Verlagen besteht die Programmkonferenz aus je einem Mitglied der Marketingabteilung, der Werbung, des Vertriebs, der Herstellung und des Lektorats.

4 In kleineren Verlagen nehmen an der Programmkonferenz der Verleger, der Lektor und meistens der Leiter des Vertriebs teil.

5 Bei dieser Konferenz stellt der Lektor das Projekt vor, unterbreitet Titelvorschläge, stellt die Vorzüge des Projekts heraus, sprich: Er macht das Projekt (denn es ist ja noch kein Buch) der Konferenz schmackhaft. Erfahrene Lektoren wissen, dass die Konferenz im Sinne eines Advocatus Diaboli Probleme der Vermarktung des Titels ins Feld führt. Aber in der Regel wird das Buchprojekt angenommen, auch wenn dem Lektor in dieser Phase noch heftiger Gegenwind ins Gesicht bläst.

Es kommt durchaus vor, dass die Konferenz einen Titel „abschießt“, den das Lektorat bereits als ziemlich sicher eingestuft hatte.

Und es kommt auch sehr häufig vor, dass alle Beteiligten von dem Projekt ganz begeistert sind und es als Schwerpuntkttitel des Programms einstufen.

6 Ist das Projekt angenommen, werden die nächsten Schritte festgelegt. Vorrangig wird das Lektorat nun den Verlagsvertrag vorbereiten (in manchen Häusern wird der Verlagsvertrag auch vom Rechtsberater oder der Lizenzabteilung ausgefertigt, allerdings nach Vorgaben des Lektorats: kalkulierter Ladenpreis, Auflage, Ausstattung, Autorenhonorar, geplante oder vorgeschlagene Werbemaßnahmen, vorläufiger Erscheinungstermin etc.).

7 Und erst jetzt wird das Manuskript lektoriert, wird der Titel definitiv festgelegt, der per Titelschutzanzeige im Börsenblatt angezeigt wird, wird von der Herstellung das Format, das Papier, die Ausstattung zusammen mit dem Lektorat festgelegt.

Warum die Frage nach dem Papier: Sie ist ganz entscheidend. Da nicht jedes Papier für jedes Buchprojekt geeignet ist. Dies ist bei vierfarbigen Büchern (Kochbücher, Gartenbücher, Reisebücher, Kinderbücher etc.) selbstverständlich. Leitfragen sind dabei: Soll es auftragendes Papier sein? Ein glattgestrichenes? Welches Gewicht (Grammatur) soll das Papier haben etc. Die Ausstattungskriterien sind für den Erfolg des Buches nicht unerheblich (Umschlag, Haptik etc.).

8 Auch bei belletristischen Werken ist es nicht egal, welches Papier verwendet wird, ob dünn oder dicker, ob weiß oder gelblich, ob gebleicht oder recycelt, ist die Opazität ausreichend? All dies beeinflusst verständlicherweise den Ladenpreis. Und dieser hinwiederum beeinflusst den Absatz des Werkes ganz entscheidend.

In meinem nächsten Beitrag soll es um das Zusammenwirken von Lektorat, Herstellung und Lizenzabteilung gehen und warum dies für die Publikation und den Erfolg eines Werkes so wichtig ist. Ferner sollen noch einmal einige Ausstattungskriterien näher erläutert werden.

Josch 13.04.2016, 18.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Julia Feldbaum

Lange, lange her, man merkt doch glatt, wie viel man vergessen oder verdrängt hat :-)!

vom 13.04.2016, 21.01
Antwort von Josch:

... verdrängt? Vergessen, ja, aber verdrängt? War diese Arbeit denn unangenehm? Ich habe in vier sehr unterschiedlichen Häusern gearbeitet, programmatisch wie auch von der Größe her, aber die Begleitmusik der Programmkonferenzen war immer ähnlich. Und doch habe ich zu 90 % meine Titel durchgebracht. Und das war auch so etwas wie eine Bestätigung für mich, meine Überzeugung und meine Arbeit.... Vielen Dank für Ihren Besuch....


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