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Heraus mit der Sprache!

Der Blick durchs Zeitfenster? 

Gestern habe ich in der Hektik des Tages doch glatt vergessen, mein Zeitfenster zu öffnen. Dabei wäre es gerade gestern so wichtig gewesen, das Zeitfenster, wollte doch mein Nachbar durch eben dieses kurz hereinschauen, um mit mir über diverse Belästigungen seitens meiner Schwiegereltern, die im gleichen Haus wohnen, zu reden. Es war ihm aber nicht möglich, weil – wie gesagt – ich vergessen hatte, das Zeitfenster zu öffnen. Mir ist dies erst aufgefallen, als mich mein Neffe Kevin anrief und fragte, ob ich denn schon ein Zeitfenster nennen könne, in dem er mir seine Seminararbeit zur Korrektur schicken könne. Dabei stellten wir beunruhigt fest, dass wir beim Timing der Contentkorrektur von unterschiedlichen Zeitfenstern gesprochen hatten.



So hatte er ein wesentlich kleineres Zeitfenster als ich. Bei der Gelegenheit bat er mich im Voraus, vor allem auf sein Wording zu achten, mit dem er im Intro seiner Arbeit den Bedarfe-Content umschrieb (er studiert nämlich Business Administration an einer privaten Hochschule in der Schweiz).


Wording: work in process

Allerdings räumte mein Neffe ein, dass manches Wording seiner Arbeit als work in process zu verstehen sei. Ich versicherte ihm aber gern und aufrichtig, dass er sich deswegen nicht sorgen müsse, denn das mache ja schließlich Sinn, wiewohl ohnedies viel zu viele Haufen gemacht werden, die dagegen nicht wirklich Sinn machen.

Je länger allerdings mein Neffe von seiner Arbeit sprach, desto stärker wurde mein Gefühl, dass da etwas nicht stimmte. Und so fragte ich ihn, wie es denn mit seiner Employability stünde. Worauf er in aller Offenheit einräumte, dass diese im Moment verständlicherweise eingeschränkt sei, zumindest so lange, wie er noch mit dem Content seiner term papers beschäftigt sei. Mir schien allerdings, dass es sich dabei lediglich um eine excuse handelte. Jedenfalls, so räumte er ein, müsse er mit mir dringend noch einmal über mein Timing sprechen. Ich beruhigte ihn ein wenig und stellte ihm in Aussicht, ein weiteres Zeitfenster für ihn zu öffnen. Und damit beendeten wir vorerst unser Gespräch, das mich allerdings noch lang beschäftigte. Irgendwie ging mir dabei eine Bemerkung nicht aus dem Kopf, die er im Zusammenhang mit seinem coordinated concept in seinen term papers zu describieren versuchte. Das war noch nicht das Yellow of the egg, wie man so schön sagt, so schien es mir jedenfalls.


Content, Cashcow und effectually

Als ich dann seine term papers noch einmal durchlas und das wording erneut unter die Lupe nahm, stellte ich fest, dass das noch nicht am optimalsten formuliert war. Aber deswegen sollte ich den content ja korrigieren, und zwar ohne von ihm einen Incentive zu erwarten, den er ohnedies nicht hätte leisten können, schließlich verdient er ja noch nichts, wo er doch im Moment nur verschiedene Praktikas macht.

Als ich dann ein paar Stunden später für meinen Nachbarn doch noch ein Zeitfenster öffnen konnte, kamen wir zufällig auf seinen Sohn zu sprechen, der seit einiger Zeit in einem zwar kleinen Unternehmen untergekommen war, dort aber zu den best bezahltesten Mitarbeitern gehört, wie mir der Nachbar – nicht ohne Stolz, versteht sich – versicherte. Irgendwie sei dies aber logisch, meinte mein Nachbar, wo doch der Sohn für die Cashcow des Unternehmens zuständig sei. Überdies sei das Unternehmen unfassbar trendy und daher auch außerordentlich effectually. Da konnte ich leider nicht mithalten, da es in meinem Beruf nur um schnöden Content geht. Dabei bin ich nicht einmal ein story teller. Pech gehabt. Führt doch no way dorthin, wie sehr ich mich auch bemühen mag.


Sprachen combinen

Als ich es mir dann am Abend trotz aller Frustration gemütlich machen wollte, stellte ich fest, dass ich dummerweise nicht einmal dafür ein Zeitfenster hatte. Aber das ist eigentlich überhaupt gar nicht akzeptierbar.

Irgendwie scheint es mir, dass ich meine Work-Life-Balance noch nicht richtig im Griff habe. Und was meine Sprache betrifft, behauptet eine Freundin immer, die sei ganz offensichtlich durch Fernsehen, Radio, Internet, Politiker und Business Administrater schon so stark kontaminiert, dass mir meine eigenen Fehler gar nicht mehr auffielen. Wenn ich darauf erwidere, dass doch alle oder einfach sehr viele so reden würden, merkt sie süffisant an: „Auch wenn noch so viele es falsch machen, wird es dadurch nicht richtiger.“ Ich weiß nicht, aber man muss doch die Sprachen miteinander combinen können…

Copyright Abbildung (c) by Fotolia, Juergen Wiesler

Dieser Beitrag eignet sich meines Erachtens zu einer Art Neuer Stilkunde. Fortsetzung folgt, sofern mein Zeitfenster nicht klemmt.

Josch 04.03.2018, 17.08

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