Als ich vor Kurzem angefragt wurde, ob ich eine Rezension zu o.g. Buch schreiben und auf meinem Blog veröffentlichen könnte, habe ich spontan zugesagt, ohne zu wissen, worauf ich mich dabei einlassen würde. Denn ich will gestehen, dass ich noch nie etwas von dem Musiker und Autor gehört hatte. Das will zunächst nichts bedeuten, da ich mich einerseits nicht als Musikkenner bezeichnen möchte und ich andererseits vorwiegend Musik und Interpreten meiner Jugend und Musik, die meinem Sohn sehr viel bedeutet, höre.

Ein paar Tage später lag das Buch vor mir. Und ich muss zugeben, dass ich nicht schlecht verwundert war: Ein Buch in einem ungewöhnlichen Format, nämlich 21,0 x 29,5 cm, Broschur, durchgehend vierfarbig, sehr gutes Papier, ein ungewöhnliches, sehr ansprechendes Layout. Wer sich für ein solches Format entscheidet, dem ist der stromlinienförmige Buchmarkt offenbar ziemlich egal. Das Buch würde ja in einem „normalen“ Buchformat wesentlich mehr Umfang haben und damit auch einen ganz anderen Ladenpreis erzielen können. Mir sind diese Formalien deswegen so wichtig, weil sie mir so gut wie nie in Rezensionen begegnen.

Die Form korrespondiert mit dem Inhalt

Die Form ist heute ebenso wichtig wie der Inhalt, was sich an der Bild durchfluteten Informationsgesellschaft hinlänglich belegen lässt. Und bei diesem Buch korrespondiert die Form in idealer Weise mit dem Inhalt. Das Buch erzählt nicht einfach die Lebensgeschichte des Musikers und Sängers Hans Umschaden, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, der seine Ausbildung an der Musikhochschule in Klagenfurt und am Musicians Institute in Los Angeles erhielt, es ist vielmehr eine Textsammlung rund um seine Musik, um sein Leben und um seine Kunst. Das Buch enthält Liedtexte ebenso wie Cocktail-Rezepte oder das, was man gemeinhin unter „Standpunkt einnehmen“ versteht. Und was mir an den allgemeinen Texten so gut gefällt, ist Umbos Selbstironie, eine Eigenschaft, die man heute nur noch bei wenigen Künstlern beobachten kann, kommen sich doch viele einfach zu wichtig vor. Und genau dieser Humor ist es, der das Buch zu etwas Besonderem macht. Steckt doch in dieser gehörigen  Portion Selbstironie ein hohes Maß Reflexionskompetenz.

Dass Umbo, der Feinripp-Macho, dabei weder sein Aussehen noch seine Figur noch seine künstlerischen Fähigkeiten ausspart, macht das Buch zu einem Lese- und Schmökervergnügen. Da man es wahrscheinlich nicht in einem Zug von vorn bis hinten lesen wird, sondern sich an der einen oder anderen Stelle „festbeißt“, regt es immer wieder zum Nachdenken, Schmunzeln und zur Auseinandersetzung an.

Umbos Instrument ist der Bass, das Instrument, das einem Musikstück Gliederung und Struktur gibt, wie schon Patrick Süskind in seinem Ein-Personen-Stück Der Kontrabass – allerdings über ein Orchester – seinen Protagonisten ausführen lässt: „Jeder Musiker wird Ihnen gern bestätigen, dass ein Orchester jederzeit auf den Dirigenten verzichten kann, aber nicht auf den Kontrabass.“ Und an anderer Stelle: „Man kann sogar sagen, dass Orchester überhaupt erst da anfangen, wo ein Bass dabei ist.“ Das kann man wahrscheinlich von vielen Musikrichtungen und Stilen sagen.

Umbos Weg in die Musik

Umbos Weg in der Musik führte ihn zum Beispiel in den vergangenen Jahren mit Künstlern wie Paul Young, den Voices All Stars, Laith Al-Deen, Guildo Horn, Naoki Kenji zusammen, und als Songschreiber schrieb er Songs für Laith Al-Deen, Edo Zanki, Jazzkantine, Mario Lang und einen TopTen Hit für Christina Stürmer.

Ein kleines Manko hat das Buch allerdings auch: Das Buch hätte an Klasse noch gewonnen, wenn es sorgfältiger lektoriert und korrigiert worden wäre. Aber das nur am Rande.

Hans Umschaden: Feinripp-Macho. Herausgegeben von Verena Bößmann,  Nicolaj Gruzdov (Dunstan Music GbR). 2017 Stuttgart

Buch und Hörbuch: jeweils 20,00 €