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"Wer hat eigentlich die Menschen gemacht, Papa?"

Gespräche mit meinem (damals) fünfjährigen Sohn

Nach langer Zeit waren wir wieder einmal im heiß geliebten Thailand, diesmal mit unserem inzwischen fünfjährigen Sohn auf Koh Samui, weil es dort ein gutes Krankenhaus gibt, was seiner Mutter ganz wichtig war. Leider waren wir in eine mehrtägige Regenphase geraten und konnten deswegen nicht baden. Wenn es das Wetter zuließ, gingen wir nachts an den Strand, lauschten – unseren Sohn in der Mitte – dem Rauschen des Meeres und schauten in den Himmel, zählten die Sterne oder träumten vom Mann im Mond, ohne zu reden, ganz auf den Moment konzentriert, hingen einfach unseren Gedanken nach.

Es war auch für unseren Sohn etwas Einmaliges. Jedenfalls schien ihm diese wundervolle Stille in der unendlichen Weite auch sehr gut zu tun. Es waren für mich Momente unvergleichlicher Entspannung, Ruhe und des Glücks.

In diese Stille hinein fragt mein Sohn, spürbar innerlich bewegt, wer denn den Mond, die Sterne und das Weltall gemacht habe. Unvorbereitet wie ich war, wollte ich ihn nicht vorschnell mit einer dürftigen Erklärung abspeisen. Aber noch während ich mir eine Antwort zurechtlegte, kam auch schon die nächste Frage: „Wer hat eigentlich die Menschen gemacht, Papa?“

Völlig verblüfft, wusste ich im ersten Moment nicht, was ich sagen sollte. Aber in unserem Sohn arbeiteten diese existenziellen Fragen spürbar weiter. Er ließ uns jedenfalls an seinem Denkprozess teilhaben: „Der Mensch kann ja nicht zum ersten Mal aus dem Bauch gekommen sein. Dann müsste ja schon ein Bauch da gewesen sein. Aber wer hat dann den ersten Bauch gemacht? Es kann auch nicht einfach ein Playmobil da sein oder das Essen. Irgendwer hat das doch gemacht.“

Ich versuchte es mit dem Leben aus dem Meer: „Zuerst hat es das Wasser gegeben. Ich glaube, dass alles Leben – also alle Pflanzen, alle Tiere und auch die Menschen – aus dem Wasser kommt.“

„Haben dann alle Tiere zuerst im Wasser gelebt, so wie die Fische?“

„Nein, nicht wie die Fische. Zuerst sind winzige Zellen entstanden.“

„Und was sind Zellen?“

Von den Zellen hatte unser Sohn schon im Montessori-Kindergarten gehört. Sie hatten in einem Glas Pantoffeltierchen entstehen lassen und sie unter dem Mikroskop angeschaut.

„Weißt Du noch, wie Ihr im Kindergarten die Gläser mit Heu und Wasser gefüllt habt und wie dabei Pantoffeltierchen entstanden sind? Pantoffeltierchen sind winzige Zellen. Ihr habt sie sogar unter dem Mikroskop sehen können. Aus solchen Zellen sind dann immer größere Tiere entstanden. Bis sich schließlich daraus ein Säugetier abgezweigt hat, das im Wasser und an der Luft leben konnte. Und daraus haben sich dann die Affen entwickelt. Die Menschen stammen ja von den großen Affen ab, von den Schimpansen, den Gorillas und Orang-Utans.“

Mein Sohn hört mir ganz aufmerksam zu, ohne etwas zu erwidern.

Da ich ihn kenne, weiß ich, dass das, was ich sage, in ihm arbeitet. So ganz zufrieden ist er mit meiner Erklärung nicht. Daher setze ich von einer anderen Seite an: „Es gibt aber auch viele Menschen, die glauben, dass Gott alles geschaffen hat. Er hat die Berge, das Wasser, die Pflanzen, die Tiere und schließlich den Menschen erschaffen. So glauben das viele Menschen. Und so steht es auch in der Bibel.“

Es entsteht eine lange Stille, in der wir wieder unseren Gedanken nachhängen und die Weite des Sternenhimmels auf uns wirken lassen.

Da schließt mein Sohn seine Überlegungen mit der Feststellung ab: „Ich glaube, dass das alles Gott gemacht hat. Weil doch auch die Pantoffeltierchen von irgendwem gemacht worden sind. Die können doch auch nicht von selbst entstehen.“

Da meinem Sohn aber irgendwie wichtig ist, was sein Vater denkt und wovon dieser überzeugt ist, setzt er noch nach: „Also das Wasser und das Heu hat Gott gemacht. Und dann hat er darin die Pantoffeltierchen entstehen lassen. Und aus den Pantoffeltierchen sind dann die Gorillas entstanden. Und aus dem Bauch eines Gorillas ist dann der Mensch herausgekommen.“

Gegen eine solche Theorie kann ich – wie jeder einsehen wird – nichts einwenden. Und da wir nun diese wichtige Frage zufriedenstellend geklärt haben, dürfen wir uns freuen, Teil des Universums am Mae Nam Beach auf Koh Samui zu sein.

Josch 17.06.2016, 14.58

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Hanna

Dein Gespräch mit deinem Sohn hat mich sehr berührt! Kinder haben ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen vom Erstehen unseren Welt! Sie geben sich nicht mit jeder Erklärung zufrieden und fragen nach!
Nach so einem Erlebnis denkt man doch wieder neu nach,oder?
Schön,daß du so einen Sohn hast!


vom 18.06.2016, 10.01
Antwort von Josch:

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Es ist ein ganz besonderes Geschenk, wenn man an den Gedanken der Kinder teilhaben darf. Und dies hat auch meine Sicht auf die Welt immer maßgeblich beeinflusst und verändert, auch heute noch.
1. von Catherine Avak

Sehr schön!

vom 17.06.2016, 15.08
Antwort von Josch:

Danke!
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