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Gemeinsam Zeit erleben

"Wandern ist Gehen in der Landschaft“

Vor Kurzem war ich mit einem Freund dreieinhalb Tage beim Wandern. Er hat mir die Wandertage zu meinem Geburtstag geschenkt. Es war also sozusagen das Wertvollste, was wir haben, nämlich Zeit, die er mir schenkte. Wir wanderten bei größter Hitze durch unberührte Natur, durch einsam und still da liegende Dörfer, durch Wälder und an Waldrändern entlang von Ort zu Ort. Über den Feldern Staubwolken, begleitet von monoton brummenden Mähdreschern und Traktoren. Was wir brauchten, trugen wir auf dem Rücken in unseren Rucksäcken. Die Route unserer Wanderung orientierte sich an Werken Tilman Riemenschneiders. Unsere Wanderung war, wenn man so will, ein Kulturereignis. Wie Wandern ja auch Kultur ist, wenn man es richtig gestaltet.

Da wir aus verschiedenen Richtungen mit dem Zug anreisten, hatten wir Zeit, uns auf die Tage einzustimmen. Neben der Vorfreude stellten wir uns unabhängig voneinander die Frage, wie es wohl werden wird mit uns beiden? Werden wir die gemeinsame Zeit angemessen füllen?



Gemeinsames Arbeiten: Basis unserer Freundschaft

Um es vorwegzunehmen: Die Fragen waren unbegründet. Dazu verband uns einfach eine lange und intensive Geschichte. Sie begann mit der Zusammenarbeit bei einem Buch, mein Freund – und seine Frau – als Autor, ich als Lektor. Später kam dann die gemeinsame Arbeit in der Redaktion einer Zeitschrift hinzu sowie verschiedene Wochenendseminare, zu denen wir als Referenten eingeladen waren. Aus dieser Zusammenarbeit hat sich sehr schnell eine tiefe Freundschaft entwickelt, die mittlerweile schon vierzig Jahre währt und hält.

„Wandern ist Gehen in der Landschaft“, so der Deutsche Wanderverband. Das Wort „Wandern“ ist etymologisch verwandt mit wenden, wandeln, verändern. Wandern ist Entschleunigen, ist Konzentration auf den Moment, ist Leben im Hier und Jetzt und Heute. Wandern ist also Gegenwart im Vollsinn. Gegenwart, die sich viel stärker als sonst in den kurzen Moment von Vergangenheit und Zukunft ausdehnt. Sich fortbewegen, Schritt für Schritt, im Einklang mit Einatmen und Ausatmen, mit Aufnehmen und Loslassen. Den Körper spüren. Schwitzen und schnaufen. Ganz bei sich sein und gedanklich abschweifen. In unseren Gesprächen holten wir unsere Biografien herein in die einfache Bewegung. Unsere individuelle Herkunft, so verschieden sie ist, hat doch einen ähnlichen Urgrund, gegründet auf religiösen, weltanschaulichen, gesellschaftlichen und politischen Überzeugungen. Auch dies trägt und macht unsere Freundschaft lebendig.

Wenn man sich gemeinsamer Erfahrungen, Erlebnisse und Geschichte sicher ist, dann gibt es vieles zu bereden, zu reflektieren und auch zu bewerten. Wenn man vor einem atemberaubenden Kunstwerk Riemenschneiders steht und es in sich aufnimmt, dann trägt dies auch zu neuen Einblicken und überraschenden Einsichten für sich selbst bei.

Werk der Barmherzigkeit

Aufgrund der Hitze reichte unser Wasservorrat nicht aus. Ich hatte schon lange nicht mehr erlebt, wie es ist, so starken Durst zu haben. Wie gut es dann tut, wenn man als Dürstender Wasser gereicht bekommt. Es ist ein Werk biblischer Barmherzigkeit, einem Dürstenden zu trinken zu geben. So erlebten wir es, wenn uns eine Dorfbewohnerin aus ihrem privaten Vorrat Wasser gab.


Ein Freund ist jemand, der dich begleitet

Zum Thema Freundschaft habe ich schon mehrmals gebloggt. Freundschaft wird bei einer Wanderung wie dieser ganz konkret. Wir suchen gemeinsam den Weg, wir gehen ihn gemeinsam, wir reden über uns und unsere Geschichte, wir erfahren die Werke der Barmherzigkeit, wir kehren ein, wir lachen und freuen uns, wir entdecken neue Seiten aneinander, obwohl wir uns schon so lange kennen. Wir haben Sorge füreinander, wir achten darauf, dass es dem anderen gut geht.

Wenn sich der Blick weitet, wie beim Besteigen der Rathausturms in Rothenburg, und der Blick über die Stadt und die Landschaft schweift, dann lässt sich das auch auf unsere Situation übertragen: Wir haben unseren Blick schweifen lassen: über uns, über unsere Familien, über die Gesellschaft, über die Vergangenheit und Gegenwart. Mit Sören Callsen möchte ich sagen: "Ich darf den Tag schon vor dem Abend loben“, und auf meine Situation übertragen fortfahren, denn ein Freund, der mit dir wandert, gibt Sicherheit, Ruhe und Vertrauen, gibt Kraft und Zuversicht, verhilft zu neuen Einsichten und Erkenntnissen. Mit ihm kann man gemeinsam Zeit erleben.   


Josch 30.07.2019, 15.51

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