Einfach zum Nachdenken

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Von der Idee zum Plot

Hier geht es darum, wie ich zu Themen komme, wie ich sie plane, konzipiere, strukturiere, damit sie Form, Gestalt und Profil bekommen, und wie ich versuche, sie zu realisieren. Ich greife dabei auch auf andere (erfolgreiche) Autoren zurück. Meine Ergebnisse sind nicht der Weisheit letzter Schluss, sie sind vorläufig, unvollständig, gemäß dem Motto des Blogs: Es handelt sich um Halbwahrheiten, nicht um Endgültiges, sie (die Ergebnisse) sind unausgegoren und regen gerade deswegen (vielleicht) zum Nachdenken, zur Auseinandersetzung an.

Viele Ideen entstehen beim Zeitunglesen, in Gesprächen mit Freunden und Bekannten, beim Lesen meiner Chroniken (digitales Tagebuch), meiner kurzen Notizen, die ich mir in steter Regelmäßigkeit mache. Übrigens regt mich das Fernsehen nicht an. Dazu sei angemerkt, dass ich herzlich wenig vor dem Fernsehapparat sitze, wenn man mal von bestimmten Fußballspielen absieht, hinzu kommt der eine oder andere Western und vielleicht mal ein Thriller. Das sind aber für mich alles Stoffe, die ich für einen fiktionalen Text uninteressant finde. Zudem könnte ich gar keinen Krimi oder Thriller schreiben.

Ich lese z. B. eine Meldung über einen Promi, der sich nach zweijähriger Ehe von seiner Frau getrennt hat. Über das Sorgerecht des gemeinsamen Kindes lese ich nichts. Dass sich ein x-beliebiges Promipaar trennt, ist nichts Ungewöhnliches. Das kommt schließlich in den besten Familien vor, wie der Volksmund sagt.

Ich frage mich: Was ist mit den Kindern? Sind Kinder für die VIPs Hemmschuhe auf dem Weg der Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung? Wahrscheinlich ist es nicht so, aber ich fantasiere es einfach. Und dabei entstehen unterschiedliche Bilder von Familien.

Ich notiere mir (handschriftlich!) in Stichpunkten, was mir zu der Meldung einfällt, mache also ein Brainstorming: Kinder, die einsam in ein Internat abgeschoben werden, Kinder, die zwischen ihren Eltern hin und herpendeln, Kinder, die hauptsächlich mit ihrer Nanny zusammen sind.

Die Trennung ging von der Promifrau aus. Der Mann war am Set fremdgegangen. Die Promifrau schüttet einem Freund ihr Herz aus. Der Freund tröstet sie. Die Promifrau landet im Bett des Freundes. Der Promimann spricht mit seinem Kind, das er schon einige Wochen nicht mehr gesehen hat, weil er wegen Dreharbeiten verhindert war. Die Promifrau und ihr Ex treffen sich beim Promi-Vietnamesen zum Dinner, um die Probleme zu klären, die vor zwei Jahren nicht in den Ehevertrag aufgenommen worden waren. Das Kind darf entscheiden, ob es lieber zur Nanni des Vaters oder zur Nanni der Mutter geht.

Daraus entsteht eine Kurzgeschichte.

Ich lasse die Stichpunkte ein paar Tage liegen, ohne mich damit zu beschäftigen.

Im schreibe Träume ins Traumtagebuch, wenn ich bei der Traumerinnerung plötzlich an die Stichpunkte denke, obwohl ich gar nicht weiß, welche Korrelationen der Traum mit den Stichpunkten hat. Es gibt mir das Gefühl, dass ich auf einem guten Weg bin.

Nun beginnt die eigentliche Arbeit: Ich setze mich ans MacBook und entwickle einen Plot aus den Stichpunkten. Geht die Arbeit flüssig und ohne lang nachdenken zu müssen voran, bleibe ich an dem Thema dran. Wird es eher schwierig und wollen mir keine Lösungen einfallen, speichere ich alles ab, schiebe die Datei in den Ordner „Geistige Ergüsse“ und beschäftige mich nicht mehr damit.

Geht die Entwicklung des Plots aber flott und ohne große Brüche voran, beschäftige ich mich so gut wie jeden Tag damit, wenngleich ich an manchen Tagen nicht daran schreibe (ohne mich mit dem größten Genie aller Zeiten vergleichen zu wollen: Wolfgang Amadeus Mozart hat im Kopf komponiert. Das Niederschreiben war dann für ihn nur noch – lästige – Arbeit. Er konnte bei der Niederschrift der Komposition bereits an andere Kompositionen denken! Vgl. Wolfgang Hildesheimer: Mozart, 1979).

Wenn es ein Roman werden soll, dann lasse ich den Rohentwurf des Plots einige Zeit (durchaus einige Wochen) ruhen.

Bei der Überarbeitung des Plots wird mir schmerzhaft bewusst, welche Stellen mir die Arbeit am Text noch schwer machen werden.

Im positiven Fall beginne ich nun damit, die Geschichte auszudifferenzieren. Dabei geht es um den Handlungsverlauf und vor allem um die Figuren, die ich ziemlich genau biografiere: Alter, Aussehen, Größe, Stimme, Haarfarbe, Bildung, Kleidung, Vorlieben, Freunde/Beziehungen, Charaktereigenschaften.

Bei den Charaktereigenschaften stelle ich mir jeweils einen konkreten Menschen vor, der die Folie für den Charakter darstellt. Die Charaktere werden aber fiktiv erweitert und orientieren sich nur partiell an realen Personen und werden mit anderen lebenden oder auch schon verstorbenen Menschen verknüpft etc. Da für mich die Entwicklung der Figuren mit ihren Charaktereigenschaften ganz entscheidend ist, wird es dazu einen separaten Blogbeitrag in den nächsten Wochen geben.

Ebenso wird es einen Blogbeitrag geben, der die Bedeutung von Sekundärliteratur, die Literatur anderer Schriftsteller (lernen von Profis), Zeitgeschehen, Orte und historische Ereignisse beleuchtet, wie diese Themen Eingang in meine Geschichte finden. Vieles bleibt unbewusst, nicht exakt reflektiert, sondern ist einfach nur Fantasie, Spinnerei, Kreation im Hier und Jetzt.

Nächster Beitrag: Die Entwicklung des Plots bei „Déjà-vu in Estaing“.


Josch 15.03.2016, 22.45

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