Tag: Kranke
Wohin führt es, wenn Zaudern Konjunktur hat?
Wenn Zauderer von entschlossenem Handeln sprechen, gehen bei mir alle Alarmglocken an. Es ist schon erstaunlich, welch unterschiedliche Mäntelchen sich Zauderer überwerfen. Wer gestern noch gezögert hat, tritt heute als unbeirrbarer Macher auf, der trotz Gegenwinds mit vermeintlich kühlem Kopf handelt. Um vom zaudernden Saulus zum unerschrockenen Paulus zu werden, braucht es schauspielerisches Geschick. Das bewundere ich so an unseren Politikern, allen voran an Markus, dem Unbeirrbaren, der aber offenbar mit einem schlechten Kurzzeitgedächtnis geschlagen ist. Hat er doch glatt die Warnungen der Wissenschaftler und des Robert-Koch-Instituts vom Sommer dieses Jahres vergessen. Abnehmendes Kurzzeitgedächtnis ist eine bedauernswerte Begleiterscheinung des Alterungsprozesses.
...weiterlesenJosch 01.12.2021, 17.01 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Josch 14.05.2020, 09.22 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Gesellschaft im Wartestand
Die Corona-Seuche schnürt uns ein, fährt unser Leben herunter. Experten geben uns täglich ein „Update“ über den Stand der Pandemie. Sie versorgen uns mit den besten Gegenmaßnahmen und sinnvollsten Verhaltensregeln. Früher hätte man gesagt, sie aktualisieren den Stand der Dinge. Das klingt aber nicht so gut. Die Seuche hat bei vielen Menschen bereits ein erstaunliches Umdenken ausgelöst und zu einer nie für möglich gehaltenen Solidarität geführt. Wir befinden uns im Wartestand: Wird es mich auch erwischen? Wie wird es mir dann gehen?
Was mich am meisten beunruhigt, ist die Ungewissheit: Wie lange wird das alles dauern? Wie lange werden Geschäfte, Buchhandlungen, Cafés und Restaurants geschlossen bleiben, wie lange werden die Reisebeschränkungen dauern? Konstantin Wecker hat vor vielen Jahren auf einem Open-Air-Konzert in Salzburg als Einleitung zu seinem Lied „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ sinngemäß gesagt: Wenn man sich vorstellt, noch dreißig Jahre Leben vor sich zu haben, dann sei das eine ziemlich lange Zeitspanne. Aber nur noch dreißig Sommer vor sich zu haben, das sei erschreckend überschaubar.
...weiterlesenJosch 18.03.2020, 13.33 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
"Modernes" Elend im Berlin des 19. Jahrhunderts
Sandler, Penner, Berber werden Obdachlose abfällig genannt. In unserer Gesellschaft werden sie nach Möglichkeit ausgeblendet. Allein der Anblick von Obdachlosen ist vielen Menschen schon zuwider. Da dreht man sich lieber weg und geht ihnen aus dem Weg. Obdachlosigkeit ist nicht das Gleiche wie Wohnungslosigkeit. Obdachlos ist ein Mensch ohne festen Wohnsitz und ohne Unterkunft. Obdachlose Menschen leben auf der Straße, sie übernachten unter Brücken, in Parks, U-Bahnhöfen, Bushaltestellen oder in Bauruinen. Menschen ohne Wohnung dagegen kommen oftmals kurzzeitig bei Freunden, Verwandten oder Bekannten, in Notunterkünften oder speziellen Wohnheimen unter. Sie leben nicht auf der Straße. Und mit Obdachlosen sind auch nicht die organisierten, an nahezu jeder Straßenecke rund um die Bahnhöfe der Großstädte sitzenden Frauen und verstümmelten Männer gemeint.
...weiterlesenJosch 05.12.2019, 20.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Bedeutsame Menschen
Wenn Ende September in München die wichtigsten sechzehn Tage des Jahres anbrechen und die ganze Stadt im Fieber liegt, wenn die Stadt von Dirndl und Pseudotracht überflutet ist und die Medien von den schönen, reichen und bedeutenden Menschen in Wort und Bild berichten, wenn manche Online-Plattform gleich den Preis dieser Dirndln mit angibt – „… ihr Dirndl kostete 20.000,00 € …“, dann hält man es als Normalbürger nur schwer aus, dass manchem Menschen allein wegen eines Kleids oder eines – angenommenen – Bankkontos Bedeutung zugeschrieben wird. Mir ist schon klar, dass ein Bericht über eine gewisse Anna Dingsda nicht zur Kenntnis genommen würde. Da muss man schon mit Menschen aufwarten, die man aus Film und Fernsehen, aus Onlineshops und Influencer-Portalen kennt.
...weiterlesenJosch 26.09.2019, 15.27 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Partnersuche im Zeitalter von Tinder
Verändert eine Informationsgesellschaft mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten digitaler Vernetzung den Menschen? In der Süddeutschen Zeitung vom 3./4. Februar las ich mit Erstaunen, dass laut Tinder Frauen nach wie vor Piloten, Feuerwehrmänner und Ärzte am attraktivsten finden. Und Männer fühlen sich besonders zu Physiotherapeutinnen, Innenarchitektinnen und neben Kommunikationsberufen zu Stewardessen und Krankenschwestern hingezogen. Eine solche Hitliste könnte auch – Kommunikationsberufe einmal ausgeklammert – vor 40/50 Jahren schon so ausgesehen haben.
...weiterlesenJosch 04.02.2018, 14.27 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL