Tag: NS
… und aus dem Nebel steiget das Grauen deutscher Wirklichkeit
Anja Grimm macht ein Forstpraktikum in dem Dorf in der Oberpfalz, in dem vor zwanzig Jahren ihr Vater im Wald spurlos verschwand. Sie nimmt auf einer Lichtung Bodenproben, die auf ungewöhnliche, zunächst nicht erklärbare Vorgänge hinweisen. Als sie bei ihrer Arbeit eines Tages vom geistig beschränkten Xava mit einer Waffe bedroht wird, ist ihr klar, dass dieser Wald und die Bewohner des nahen Dorfes, das am Ende der Welt zu liegen scheint, etwas verbergen, was die Bodenproben ihrer Grabungen nahelegen. Völlig unverständlich ist Anja, warum Xava einige Tage später seine bettlägerige Mutter erschlägt und er sich kurz darauf in der psychiatrischen Klinik das Leben nimmt. Dabei hätte sie ihn unbedingt noch sprechen wollen, glaubt sie doch, dass er ihr mehr über das Verschwinden ihres Vaters hätte sagen können, als die stur und beharrlich schweigenden Dorfbewohner es tun.
...weiterlesenJosch 09.11.2022, 21.39 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Tramhalte Beethovenstraat
Andreas, Verfasser zweier Gedichtbände und einer Novelle, entkommt 1942 dem Braunen Moloch, weil ihn ein Stabsarzt kriegsverwendungsunfähig schreibt. Er wird als Berichterstatter einer Zeitung nach Amsterdam geschickt. Von seinem Zimmer in der Beethovenstraat aus beobachtet er, wie jede Nacht vierhundert Juden abtransportiert werden: „… es war Punkt zwei; er machte das Licht aus, lief zum Fenster und riss es auf. Unten standen vier Trambahnen mit je einem Anhänger, dahinter bewegte sich eine dunkle Masse, einige hundert Menschen mussten es sein; fahle Gesichter im Schein der blauen Taschenlampen, die von Jungen mit weißen Armbinden gehalten wurden. An den Flanken standen ein paar Uniformierte (Soldaten, Polizisten?) mit großen Schäferhunden an kurzen Leinen.“
...weiterlesenJosch 24.05.2021, 18.04 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Verlässlichkeit heißt Sicherheit
Vor einigen Monaten, als wir uns noch ohne Nase-Mund-Schutz und ohne Abstandsregeln beachten zu müssen, sozusagen "frei" bewegen durften, wurde ich auf dem Weg zur U-Bahn von einer jungen Frau gefragt, was mir zu dem Begriff Verlässlichkeit einfallen würde. Der erste Impuls war, der Frage auszuweichen und die junge Frau einfach stehen zu lassen. Doch dann überwog doch die Neugier. Eigentlich doch ganz einfach, ging es mir durch den Kopf. Sich auf jemand zu verlassen, heißt, jemandem vertrauen. Verlässlichkeit heißt Sicherheit, Zuverlässigkeit. Verlässlich sein heißt vertrauenswürdig sein. Während mir, ohne etwas zu sagen, diese Bedeutungen im Kopf herumschwirrten und die Interviewerin neugierig lächelnd auf meine Antwort wartete, dachte ich an den Dieselskandal und Scheuers PkW-Maut, die auf das genaue Gegenteil von Verlässlichkeit hinausliefen. Es wurde ein kurzes, jedoch sehr interessantes Gespräch, bei dem die junge Frau erwähnte, dass sie für ein Meinungsforschungsinstitut unterwegs sei.
...weiterlesenJosch 18.09.2020, 20.42 | (0/0) Kommentare | TB | PL