Tag: Sterben
Countdown zur Apokalypse
Der Roman beginnt damit, dass Cat – eigentlich Catherine –, sich aus purer Langeweile und weil sie gern eine erfolgreiche Influencerin wäre, eine Tigerpython kauft, die sie Willi nennt. Cat stellt sich vor, wie sie sich die Schlange wie eine Perlenkette um den Hals legt und sich an einen Tisch auf dem Bürgersteig setzt, damit die Leute sie sehen. Sie würde Bilder posten und jede Menge Likes bekommen. T. C. Boyles Roman beschreibt in 26 Kapiteln den Countdown zur Umweltapokalypse am Beispiel von Cat, ihrer Mutter Ottilie und ihrem Bruder Cooper, einem streitbaren Biologen. Der Tod des Planeten ist Coopers Thema. Während sich Ottilie darüber wundert, was in dieser Welt, in der sie lebt und die sie umgibt, falsch läuft und warum es nicht mehr regnet, wundert sich ihr Sohn höchstens darüber, warum seine Mutter nicht sieht, dass der Planet stirbt. Er sieht sich angesichts der Umweltkatastrophen und des Insektensterbens nur bestätigt. Als er sich mit seiner Partnerin Mari, einer promovierten Biologin, deren Spezialgebiet Zecken sind, auf die Suche nach eben dieser Spezies begibt, wird er von einer Zecke gebissen. Unglücklicherweise führt der Biss zu einer furchtbaren Infektion, die dazu führt, dass ihm der halbe rechte Arm bis zum Ellbogen amputiert werden muss.
...weiterlesenJosch 29.04.2024, 12.25 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Ohne Gegenwind durchs Leben?
Ich habe seit geraumer Zeit eine etwas schrullige Angewohnheit, vielleicht ist sie auch nur altersbedingt: Ich lese – wie es meine Mutter schon tat – die Todesanzeigen in der Zeitung. Oder sollte ich besser sagen: Ich studiere sie? Und vor allem: Warum tue ich das? Genau genommen sind es zwei Gründe. Zum einen interessiert mich das Alter der Verstorbenen („O Gott, schon wieder mein Jahrgang“ oder: „Wahnsinn: So jung!“), und zum anderen sind es die Widmungen, mit denen die Hinterbliebenen den Verstorbenen charakterisieren. In besonderer Weise geht mir eine Anzeige an die Nieren, wenn es sich um den Tod eines Bekannten oder einer früheren Freundin handelt, den bzw. die ich schon seit längerer Zeit aus den Augen verloren habe.
...weiterlesenJosch 07.05.2019, 15.22 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wie man die
Angst vor dem Tod überwindet
Bei der Suche nach einem Buch über den Stamm der Seneca-Indianer und ihre Langhäuser stieß ich auf Irvin D. Yaloms Buch „In die Sonne schauen“. Ich blätterte darin, las mich fest und war sofort wieder davon fasziniert, wie schon vor etlichen Jahren, als ich es zum ersten Mal las. Die zentrale Botschaft des Buches ist, dass der Grund aller Ängste die Angst vor dem Sterben sei und dass uns die Furcht vor dem Tod ein Leben lang begleite.
Yalom, einer der bedeutendsten Psychotherapeuten der Gegenwart, empfindet die Philosophen für seine Arbeit hilfreicher als psychoanalytische Fachliteratur. Vor allem Epikur hat es ihm angetan, der schon 300 vor Christus unsere allgegenwärtige Furcht vor dem Tod als die Grundwurzel allen Elends betrachtete. Siehe auch die wunderbare Erzählung „Der Tod des Iwan Iljitsch“ von Leo Tolstoi, in dem der Sterbende Protagonist sich in der allerletzten Phase seines Lebens sich seines Seins bewusst wird. Er entdeckt sein Mitgefühl für seine Familie, die ihn ertragen musste und die er quälte, und kann dadurch in der Freude des intensiven Mitgefühls in Ruhe sterben.
...weiterlesenJosch 10.07.2018, 16.09 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Gespräch mit meinem (damals) vierjährigen Sohn
Es ist kurz vor Mitternacht. Ich sitze an meinem Schreibtisch und arbeite an einem Text, als ich meinen Sohn lautstark weinen höre. Ich laufe in sein Zimmer: Da sitzt er im Bett und weint gotterbärmlich. Es stößt ihn förmlich, sodass die Worte nur abgehackt hervorkommen. Ich kenne dieses Weinen. Als Kind habe ich auch oft so geweint. Dieses herzzerreißende Weinen ist Ausdruck tiefer, maßloser Traurigkeit.
Ich nehme meinen Sohn vorsichtig in den Arm, wische ihm die Tränen ab und streichle ihn.
...weiterlesenJosch 07.04.2016, 20.35 | (3/3) Kommentare (RSS) | TB | PL
Wie ist das mit dem Tod? Wie wird das Sterben vonstattengehen? Wird der Tod schleichend oder in großen Schritten kommen? Wird er leise oder laut sein? Werde ich spüren, wie er sich anschleicht und mir den Weg verstellt?
...weiterlesenJosch 02.02.2016, 12.34 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL