Thema: Reflexionen
»Wir haben von nichts gewusst…«
Bei einer Veranstaltung über den Zeitzeugen Abba Naor musste ich an das Erstarken der rechtsextremen AfD denken. Was würde wohl in den Köpfen der Wähler dieser Partei vorgehen, wenn sie einem Zeitzeugen gegenübersäßen? Ob ihnen der Mensch egal wäre? Ob es ihnen gleichgültig ist, dass Millionen Menschen in den Konzentrationslagern verfolgt, unterdrückt, gedemütigt, geschlagen und ermordet wurden? Offenbar schon, sonst könnte man doch einer rechtsextremen Partei keine Stimme geben und ihr politische Macht verleihen. Philip Simon hat vor einiger Zeit in der Sendung Mitternachtsspitzen gesagt, dass manche Aussagen von AfD-Politikern vor gar nicht so langer Zeit das Ende des betreffenden Politikers bedeutet hätte. Doch heute sind faschistische Aussagen, den Nationalsozialismus schön redende Politiker wieder gesellschaftsfähig.
...weiterlesenJosch 30.11.2024, 13.04 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Tabuisieren – verdrängen – vergessen
Vor Kurzem war ich bei der Preisverleihung des Films »TABU.auf.BRUCH«, beim Better World Filmfestival. In dem Dokumentarfilm von Johannes Ziegler geht es um Tabus rund um den weiblichen Körper. Zuerst war ich unsicher, ob ich als Mann bei der Vorführung des Films und der Preisverleihung nicht fehl am Platz wäre. Aber dann habe ich schnell festgestellt, dass eine ganze Reihe der Themen nicht nur frauenspezifisch sind, sondern dass sie gesellschaftliche Bedeutung haben. Das Thema Tabu betrifft Frauen, Männer und nicht binäre Menschen, alte und junge, und selbstverständlich auch Kinder und Jugendliche. Was jedoch sind meine persönlichen Tabus? Welche Tabus gibt es in unserer Gesellschaft? Und vor allem: Was versteht man eigentlich unter einem Tabu? In welchem Verhältnis steht tabuisieren zu verdrängen und schließlich zu vergessen?
...weiterlesenJosch 25.10.2024, 18.14 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Wenn wir nichts aus unserer Vergangenheit lernen, sind wir verdammt, sie zu wiederholen
Die Wahlergebnisse der letzten Wochen machen mich sprachlos und lösen einfach nur Entsetzen in mir aus. Ich frage mich, in welchem Land ich lebe. Da geben in drei sogenannten neuen Bundesländern über 30 Prozent der Wahlberechtigten offen faschistischen Kandidaten ihre Stimme. Wo soll das hinführen? Unverständlich, dass es vor allem junge Wähler und Erstwähler waren, die der AfD diesen Erfolg bescherten. Wo waren diese Menschen im Geschichts- und Sozialkundeunterricht? In welcher Schule mögen sie gewesen sein? Oder hatten sie auch solche Lehrer wie Björn Höcke, dem Faschisten? Wissen die Menschen nicht oder haben sie vergessen, wie es zur unseligen nationalsozialistischen Tyrannei in unserem Land gekommen ist? Bereits 1924 wählte in Thüringen ein hoher Anteil nationalsozialistisch. Und nun 100 Jahre später ist es wieder so weit. Die AfD, die aus dem Euroraum austreten will, die den Euro abschaffen möchte, schwadroniert davon, die Wirtschaft damit stärken zu können und ignoriert, dass sich Investoren zweimal überlegen, ob sie in ein Umfeld investieren, das von internationaler Ausgrenzung und Abschottung geprägt ist (vgl. Dorothee Brakmann, Pharma Deutschland).
...weiterlesenJosch 26.09.2024, 15.54 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
»Die Zeit ist eine Uhr ohne Ziffern«
Für die meisten Schüler in Deutschland stellt nicht der Jahreswechsel einen besonderen Einschnitt in ihrem Zeitmanagement dar, sondern der Beginn der Sommerferien. Es gibt Zeugnisse, die den erfolgreichen oder misslungenen Abschluss eines Schuljahres dokumentieren. Für manche, vorwiegend ältere Schüler, ist das auch eine Art Zeit für Bilanzen. Zeit zum Innehalten und Nachdenken? Wohl eher nicht. Die allermeisten freuen sich einfach auf die freie Zeit, auf die Ferien, auf Reisen und Erholung.
Für mich stellt die Urlaubszeit immer einen Einschnitt im Alltag dar. Zeit haben und sich Zeit nehmen oder sich die Zeit stehlen? … für was oder für wen? Oft lässt der Stress es gar nicht zu, die bevorstehende freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Zeit heilt alle Wunden – sagt der Volksmund –, auch das Grummeln im Bauch, das durch manchen Ärger im Beruf oder sonst wo ausgelöst wurde.
...weiterlesenJosch 26.07.2024, 12.56 | (0/0) Kommentare | TB | PL
»Den späten Herbst kannst du in mir besehen ...«
Da ich ja nun weiß Gott kein Jungspund mehr bin, sondern zu den Senioren gezählt werden muss, werde ich öfter von fremden Menschen auf mein Alter angesprochen. Das ist mir dann sehr unangenehm. Nicht weil ich nicht alt sein wollte, das nicht. Es ist mir unangenehm, weil ich dabei oft das Gefühl habe, mein Gesprächspartner bedauert mich - wegen meines Alters! Selbstverständlich bin ich nicht mehr attraktiv, selbstverständlich dreht man sich nicht nach mir um, selbstverständlich werde ich auch nicht mehr zum sexiest man alive gewählt (was ich schade finde). Das wurde ich übrigens auch in meiner Jugend nicht (was viel tragischer ist). Mein (heutiges) Gesicht zeigt Spuren der Lebensringe, wie Rainer Maria Rilke es so eindrucksvoll in Verse fasste:
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Josch 26.05.2024, 18.06 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide...
heißt es in Goethes »Wilhelm Meisters Lehrjahre«. Das schmerzliche Verlangen kann sowohl beflügeln als auch niederdrücken. Man kann sich nach einem geliebten Menschen verzehren, der irgendwo, weit weg vielleicht, lebt und den man gern bei sich hätte, mit dem man gern zusammen wäre. Man kann sich nach einem Ort sehnen, an dem man wunderschöne, unvergessliche Stunden verlebte, man kann sich nach der Heimat sehnen – was immer man darunter versteht –, man kann sich nach einem bestimmten Gemütszustand, einem Gefühl sehnen, kann danach schmachten, diesen Zustand wieder zu erreichen.
...weiterlesenJosch 29.03.2024, 12.53 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Demonstrationen haben in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Tradition. Großdemonstrationen wie beispielsweise zur Zeit der APO, also der außerparlamentarischen Opposition in den 1960er-Jahren, waren bis vor Kurzem eher selten. Die APO war eine Bewegung, die sich aufgrund der ersten Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD 1966 gebildet hatte. Außerparlamentarisch, weil die Opposition im Parlament nur aus der FDP mit 50 Sitzen bestand gegenüber 468 Sitzen der Regierungsparteien. Da formierte sich die Opposition auf der Straße. Der Höhepunkt der Demonstrationen fand im April 1968 nach dem Attentat auf Rudi Dutschke statt.
...weiterlesenJosch 31.01.2024, 16.01 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Den Blick weiten – Chancen eröffnen
Der Zeit zwischen den Jahren, also zwischen Weihnachten und Neujahr, haftet für viele Menschen der westlichen Hemisphäre etwas Magisches an. Es ist eine Zeit der Ruhe, der Entspannung, der Gemeinsamkeit, der Familie, des Eintauchens in kindliche Fantasien, in alte Traditionen. Für viele ist diese Zeit allerdings auch belastend, in nicht wenigen Familien kommt es zu Streit und Auseinandersetzung, es drängen Bilder und Emotionen nach oben, die längst vergessen schienen. Und wieder andere Menschen nehmen sich Zeit zu reflektieren, Bilanz zu ziehen, das alte Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Was war belastend, erdrückend? Sie denken über Verstorbene nach, über Krankheiten, über finanzielle Sorgen, über Trennungen von Menschen, mit denen sie viele Jahre zusammen waren.
...weiterlesenJosch 31.12.2023, 21.23 | (0/0) Kommentare | TB | PL
»Es lebe die Freiheit!«
»Es lebe die Freiheit« rief Hans Scholl laut, bevor das Fallbeil herunterfiel und ihn tötete. Und Sophies letzte Worte vor der Hinrichtung waren: »Die Sonne scheint immer noch!« Der Henker Johann Baptist Reichhart sagte später, dass er noch nie jemanden so tapfer sterben gesehen habe wie Sophie Scholl. »Sinn und Ziel des Geschwister-Scholl-Preises ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben." Der Geschwister-Scholl-Preis wird seit 1980 verliehen. Demzufolge wurde der Preis in diesem Jahr zum vierundvierzigsten Mal verliehen.
...weiterlesenJosch 03.12.2023, 21.57 | (0/0) Kommentare | TB | PL
»Wenn zwei sich streiten, lächelt die Wahrheit.« Hans Arndt
In den Nachrichten wird ständig vom »Streit der Ampelkoaliton« gesprochen, immer mit dem Unterton der negativen Bewertung, als wollte die Moderatorin sagen: »Mami, schau mal, jetzt haben sie schon wieder gestritten! Ganz schlimm!« Ja, diese Regierung ist ganz schlimm. Die Regierungsparteien streiten sich ständig. Furchtbar! Da bricht doch alles auseinander! Dabei sehnen wir uns so sehr nach Harmonie. Kann denn diese Regierung nicht harmonisch zu Beschlüssen kommen? Und dieser Kanzler! Der sieht einfach zu! Schlimm ist das. Sehr schlimm, ja furchtbar.
...weiterlesenJosch 24.09.2023, 13.43 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL