Tag: Krieg
Der Gang nach Emmaus: Zeichen der Hoffnung
Mit Ostern verbinde ich seit jeher den eigentlichen Beginn des Frühlings, schrieb ich vor einigen Jahren auf meinem Blog. An Ostern kann man den Frühling buchstäblich riechen. Die Natur explodiert geradezu, alles sprießt und blüht. Als Jugendliche haben wir – einer Tradition in unserer Gemeinde folgend – tatsächlich häufig am Ostermontag eine kleine Wanderung gemacht, meistens in ein etwas abgelegenes, sehr schön gelegenes Dorf. Dort kehrten wir im Dorfgasthaus ein, tranken, aßen, rauchten, blödelten und schmusten mit unseren Begleiterinnen. Es war unser Emmausgang, wie er in der Bibel erzählt wird. ...weiterlesenJosch 22.04.2025, 14.51 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Was wünschst du dir jetzt ... ?
Mit dem neuen Jahr sind für viele Menschen im westlichen Kulturkreis alle möglichen guten Wünsche und Vorsätze verbunden. Wünsche sind dazu da, erfüllt zu werden, sagte ein weiser Mensch einmal zu mir. Ich selbst habe viele Jahre zum Jahreswechsel immer eine Bilanz gemacht: Was war gut, was war schlecht im abgelaufenen Jahr. Und auf der Soll-Seite: Was nehme ich mir vor, was will ich anders, besser machen. Von welchen negativen Sachen (zum Beispiel Rauchen aufgeben etc.) will ich mich im neuen Jahr trennen. Vor allem die Vorsätze fürs neue Jahr habe ich schon längst fallen lassen, weil ich sie größtenteils nicht umsetzen konnte. Heute habe ich eher Wünsche ans neue Jahr. Und diese Wünsche sind nicht mehr selbstbezogen, sondern sie betreffen – ich nehme das einfach mal an – alle Menschen, also nicht nur uns Deutsche und jene Menschen, die Deutsche werden wollen.
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»Es lebe die Freiheit!«
»Es lebe die Freiheit« rief Hans Scholl laut, bevor das Fallbeil herunterfiel und ihn tötete. Und Sophies letzte Worte vor der Hinrichtung waren: »Die Sonne scheint immer noch!« Der Henker Johann Baptist Reichhart sagte später, dass er noch nie jemanden so tapfer sterben gesehen habe wie Sophie Scholl. »Sinn und Ziel des Geschwister-Scholl-Preises ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben." Der Geschwister-Scholl-Preis wird seit 1980 verliehen. Demzufolge wurde der Preis in diesem Jahr zum vierundvierzigsten Mal verliehen.
...weiterlesenJosch 03.12.2023, 21.57 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Für den Frieden muss man reden …
… habe ich in einem Buch aus dem Jahr 1971 gelesen. Es gibt wahrscheinlich nichts, was uns 2022 mehr beschäftigt hat als dieser furchtbare Krieg in der Ukraine. »Für den Frieden muss man reden, denn man braucht kein Gewehr, um jemanden abzuschießen. Worte tun es auch«, heißt es weiter. Ja, vor 50 Jahren konnte man noch relativ unbefangen über Krieg und Frieden reden und schreiben. Kriege waren Gott sei Dank weit weg von uns. Nun aber kam der Krieg beängstigend nah an uns heran; Krieg bedroht unseren Wohlstand, bringt Kälte in unsere Wohnzimmer. Unfassbar.
...weiterlesenJosch 26.12.2022, 16.22 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Geschwister-Scholl-Preis 2022: Andrej Kurkow
Der Geschwister-Scholl-Preis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels Bayern zusammen mit der Landeshauptstadt München vergeben. Der ukrainische Autor Andrej Kurkow, geboren am 23. April 1961 im Verwaltungsbezirk Leningrad, schreibt in Russisch. Er lebt seit seiner Kindheit in Kiew und ist seit 1988 Mitglied des Londoner Pen-Clubs.
Die Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises – in diesem Jahr am 28. November – ist für mich schon seit 1990 mit nur wenigen Unterbrechungen ein Höhepunkt des literarischen und gesellschaftlichen Lebens. Der Geschwister-Scholl-Preis zeichnet jährlich ein Buch aus, »das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben«. Kurkows Buch erinnert im weitesten Sinn an das Vermächtnis von Hans und Sophie Scholl.
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David, Günstling Jahwes
Es dürfte neben Adam und Eva, Abraham, Mose und Salomo wohl keine Figur im Alten Testament, dem ersten Teil der Bibel, geben, mit der die meisten Menschen sofort ein bestimmtes Bild verbinden, wenn sie den Namen David lesen oder hören. David, der König, David, der Held. David, der Sänger und Dichter. David, der vermeintlich chancenlose Junge, der den Riesen Goliat besiegt hat. David gegen Goliat ist eine Redewendung, die sich auf viele Bereiche anwenden lässt. Aktuell spricht man zum Beispiel beim Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine vom »David-gegen-Goliat-Szenario«. Oder wenn Greenpeace gegen übermächtige Regierungen protestiert, unvergessen zum Beispiel die Aktion im Juni 1988, als Greenpeace mit dem kleinen Schiff Sirius und mehreren Schlauchbooten das Ankern des atomar betriebenen Flugzeugträgers USS-Dwight-D.-Eisenhower vor Palma mehrere Stunden lang behinderte. Viele Menschen verbinden mit David auch, wie er Batseba schwängerte und dann ihren Ehemann töten ließ.
...weiterlesenJosch 02.10.2022, 11.03 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
"Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können."(Jean Paul, 1763-1825)
Ich möchte mit meinen Erinnerungen nur erzählen und längst Vergangenes – oder Vergessenes – aus dem Archiv der Belanglosigkeit hervorholen, es noch einmal wie einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen lassen. Erinnerungen aus sechs Jahrzehnten. Sie sind nicht systematisiert und daher für die Erklärung des Weltgeschehens nicht geeignet.
...weiterlesenJosch 31.03.2021, 11.34 | (5/5) Kommentare (RSS) | TB | PL
„Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang“
In den 1970er-Jahren setzte ich in der Jugendarbeit öfter den Film „Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang“ ein. Der Dokumentarfilm von Hans-Dieter Grabe und seinem Kameramann Carl-Franz Hutterer zeigt den Einsatz des deutschen Hospitalschiffs Helgoland während des Vietnamkriegs vor Da Nang. Der grausame Krieg in Vietnam war zu der Zeit in Deutschland schon fast in Vergessenheit geraten und kam in den Nachrichten bestenfalls in dem formelhaften Satz „Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang“ vor, während der Film die furchtbaren Auswirkungen dieser „leichten“ Kämpfe auf der Helgoland zeigte, wo die acht Ärzte nahezu rund um die Uhr Schwerstverletzte operierten und die vierzig Mitarbeiter des Deutschen Rotes Kreuzes die 200 bis 300 Patienten pflegten und versorgten.
...weiterlesenJosch 21.02.2021, 23.16 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
"Die Angst ist stärker als das Gewissen"
Als Danuta mit ihrem Erstgeborenen Juzik in der litauischen Einöde eines jüdischen Friedhofs auftaucht, wo Efraim, der Vater ihres verstorbenen Liebhabers Totengräber und Steinmetz ist, nimmt sie dieser auf, ohne lange zu fragen. Allerdings müssen beide jüdische Namen annehmen, nämlich Danuta-Gadassa, und aus Juzik wird Jakob. Nachdem Jakob auf Wunsch des Großvaters beschnitten wurde, ist die Welt auf dem Friedhof wieder in Ordnung. Warum Danuta-Gadassa allerdings nicht auf das Erbgut ihrer vornehmen Tante Stefania nach Weißrussland zurückgekehrt ist, kann sie sich selbst nicht erklären. Und so bleibt sie auf dem Friedhof und tritt mit ihrem Sohn Jakob Efraims Erbe als Bestatterin an.
...weiterlesenJosch 25.08.2020, 17.11 | (0/0) Kommentare | TB | PL
"Was ist aus uns geworden?"
Was ist aus uns geworden? Oder sollte man besser fragen: „Was wird aus uns werden?“ Man liest in letzter Zeit häufig, dass wir uns im Krieg befinden würden. Im Krieg gegen ein Virus. Das ist ein völlig falsches, unpassendes Bild. Wer die Pandemie und ihre Auswirkungen als Krieg beschreibt, der diskriminiert und setzt sich verächtlich über die Leiden der Menschen hinweg, die einen wirklichen Krieg durchlebt haben oder im Krieg ihr Leben gelassen haben. Über die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und was der Krieg aus den Menschen im Nachkriegsdeutschland gemacht hat, geht es in den dreizehn fiktiven Briefen von Susanne Kerckhoff an einen Freund in Paris, der vor Ausbruch des Krieges emigriert war. „Was ist aus uns geworden?“ fragt sie in ihrem ersten Brief. Ja, was ist aus den Menschen geworden, die diesen furchtbaren Krieg überstanden haben?
...weiterlesenJosch 16.04.2020, 19.34 | (0/0) Kommentare | TB | PL