Thema: Bücher & Filme
Jakob Sprengs unerhörte Auswahl vergessener Wortschönheiten
Wem heute die Bedeutung eines Wortes nicht klar ist, der googelt den Begriff im Internet. Begriff kommt von begreifen. „Ich muss diesen Begriff umschreiben, da mir das rechte Wort dafür fehlt“, heißt es im Wahrig. Haben wir die Bedeutung und die etymologischen Wurzeln des Wortes – vielfach auf unterschiedlichen Webseiten – gefunden, sind wir zufrieden und können das Wort richtig verwenden. Demjenigen, dem an der Sprache liegt und der sicher gehen will, dass die Bedeutung des Wortes stimmt, der greift nach Duden, Wahrig, Kluges etymologischem Wörterbuch, sucht im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm oder wenn es sich zum Beispiel um ein Dialektwort handelt, meinetwegen um ein bairisches, der nimmt den Schmeller zur Hand. Diese gründliche Suche nach der Bedeutung eines Wortes ist für mich immer wieder spannend.
...weiterlesenJosch 14.04.2021, 10.17 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Erwachsene brauchen Märchen
Vor Kurzem blieb ich bei der Suche nach einem Buch über Träume bei meiner kleinen Märchen- und Sagensammlung hängen. Ich vergaß dabei die Traumsymbole, schmökerte in Grimms Märchen, in einer Erstausgabe Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland aus dem Jahr 1854 und blieb schließlich an „Die Alp von Golzern“ hängen, die ich in Frederik Hetmanns wunderbarer Sammlung „Dämonengeschichten aus den Alpen“ fand. Alte Bücher, alte Geschichten, viele davon werden seit Generationen gelesen, vorgelesen, aber manchmal auch abgelehnt, weil sie angeblich für Kinder zu brutal sind, oder sie werden wegen der veralteten Inhalte belächelt.
Ich persönlich finde Märchen faszinierend, anspruchsvoll, unterhaltsam, spannend und hilfreich, wie es so mancher berufenere Rezipient und Forscher, angefangen von Bruno Bettelheim bis hin zu Felicitas Betz, Sigrid Berg oder Walter Kettler vor vielen Jahren bereits hinreichend belegte.
...weiterlesenJosch 28.01.2021, 20.39 | (0/0) Kommentare | TB | PL
"Eine Offenbarung und mein Talisman" (Oprah Winfrey)
Im zweiten von insgesamt sieben Bänden ihrer Autobiografie erzählt Maya Angelou – eigentlich Marguerite Annie Johnson – von ihrem Leben als Siebzehn- bis Neunzehnjährige. Es ist die Geschichte einer jugendlichen Schwarzen mit Kind in Amerika kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Drei Jahre Suche nach einer sicheren Existenz, Suche nach einem verlässlichen Partner. Drei Lebensjahre, geprägt von Wünschen und Träumen, von ungebrochenem Überlebenswillen einer jungen oder besser: jugendlichen Frau, die bei allen Rückschlägen und Hindernissen, die ihr das Leben schwer machen, sich immer ihrer Verantwortung für ihr Baby bewusst ist. Und damit ist das Buch nicht einfach eine x-beliebige Autobiografie, sondern faszinierendes Lehrstück, nicht nur für junge Frauen.
...weiterlesenJosch 15.12.2020, 11.03 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Das Damengambit auf Netflix
Spannend, berührend, sensationell...
Ich bin in diesem schwierigen Jahr zu einem Serienfan geworden. Beim Durchklicken durch das nahezu unüberschaubare Angebot stieß ich vor Kurzem bei Netflix auf Das Damengambit und sah mir gleich vier Folgen am Stück an. Mittlerweile ist die Serie von vielen Seiten durchweg positiv, ja zum Teil euphorisch – was ich unterstreichen möchte – rezensiert, zum Beispiel von Theresa Hein in der SZ vom 27. Oktober oder von Eugen Epp im Stern am 31. Oktober 2020.
...weiterlesenJosch 06.11.2020, 18.34 | (0/0) Kommentare | TB | PL
"Der Schöpfer hat uns den Elch gegeben, damit wir keinen Hunger leiden, aber nicht, um ihn zu verkaufen"
Indianer aus Kanada erzählen von ihrem Land
Wir assoziieren Rassismus in Nordamerika zumeist mit den Problemen der Schwarzen. Wir solidarisieren uns – zurecht – mit den Protesten der liberalen US-Amerikaner und gehen auch in Deutschland auf die Straßen, wenn wir von Rassismus, Diskriminierung und Tötung Schwarzer durch Weiße lesen und hören, wie zum Beispiel am 25. Mai 2020 in den USA geschehen. Doch wer protestiert gegen die Diskriminierung und den Rassismus gegen die indigenen Völker in Nordamerika? Zu sehr ist unser Bild vom sogenannten "Indianer" von Literatur und Film geprägt, das den vermeintlich heldenhaften Kampf der Weißen gegen die Ureinwohner Nordamerikas einseitig verklärt. Auch wenn sich dieses Bild in den letzten Jahrzehnten verändert hat, bleiben die indigenen Völker weitgehend im Dunkeln.
...weiterlesenJosch 18.10.2020, 17.08 | (0/0) Kommentare | TB | PL
"Die Angst ist stärker als das Gewissen"
Als Danuta mit ihrem Erstgeborenen Juzik in der litauischen Einöde eines jüdischen Friedhofs auftaucht, wo Efraim, der Vater ihres verstorbenen Liebhabers Totengräber und Steinmetz ist, nimmt sie dieser auf, ohne lange zu fragen. Allerdings müssen beide jüdische Namen annehmen, nämlich Danuta-Gadassa, und aus Juzik wird Jakob. Nachdem Jakob auf Wunsch des Großvaters beschnitten wurde, ist die Welt auf dem Friedhof wieder in Ordnung. Warum Danuta-Gadassa allerdings nicht auf das Erbgut ihrer vornehmen Tante Stefania nach Weißrussland zurückgekehrt ist, kann sie sich selbst nicht erklären. Und so bleibt sie auf dem Friedhof und tritt mit ihrem Sohn Jakob Efraims Erbe als Bestatterin an.
...weiterlesenJosch 25.08.2020, 17.11 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Leben mit den Ureinwohnern Nordamerikas
Der Mord an Georg Floyd, einem Schwarzen, am 25. Mai 2020 durch einen weißen Polizisten löste weltweit Proteste aus. Sie führen uns in erschreckender Weise vor Augen, dass nicht nur die schwarze Bevölkerung in den Vereinigten Staaten unter offenem und verstecktem Rassismus zu leiden hat, sondern sie konfrontiert uns auch mit unserem eigenen, persönlichen Rassismus, unseren Vorurteilen und Ausgrenzungen. Rassismus richtet sich nicht nur gegen Schwarze. Er betrifft Menschen mit anderer Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Kultur, ja sogar Kleidung, Bräuchen und anderer Religion. In den allermeisten Fällen denken weiße Menschen bei der Konfrontation mit Rassismus vor allem an schwarze Menschen. In Nordamerika aber gibt es auch nach wie vor rassistisches Denken gegenüber der indigenen Bevölkerung, den Ureinwohnern Nordamerikas. Wie befreiend, liebevoll und faszinierend ist doch das in diesem Frühjahr erschienene Buch "Klee Wyck – Die, die lacht" von Emily Carr, das im Verlag Das kulturelle Gedächtnis erschienen ist.
...weiterlesenJosch 27.07.2020, 15.31 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Dem inneren Kompass folgen
Im Leben eines jeden Menschen gibt es Zeiten, in denen er unzufrieden ist, Phasen, die nicht so laufen, wie er sich das vorstellt. "Das Leben ist eben kein Wunschkonzert", versuchen manche sich dann mit dem etwas abgedroschenen Spruch zu beruhigen. Da kann man nichts machen. Wie schrecklich! Manchmal verschwinden solche niederdrückenden Phasen auch wieder ganz von selbst, zumal dann, wenn es sich lediglich um eine Laune des Schicksals handelt: "Er ist zurzeit nicht so gut drauf!" – "Ihr geht es im Moment nicht so gut!" Oft muss man nur mit den richtigen Leuten reden, und schon lichten sich die grauen Schleier, und das Leben wird wieder bunt. Was aber, wenn es um tiefer liegende Probleme geht, die sich nicht einfach so beiseite schieben lassen? Wenn einem das Leben wie eine perfekte Fassade vorkommt, die man vor sich herträgt, um vor den Mitmenschen zu verbergen, dass es im Inneren brodelt?
...weiterlesenJosch 01.07.2020, 18.29 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Wie Dichtung Wahrheit wird
Ein Online-Magazin schickt einem erfolgreichen Schriftsteller einen Fragenkatalog. Dem Schriftsteller kommt das im Augenblick sehr gelegen, denn er hat seit Längerem mit einer massiven Schreibblockade zu kämpfen. Und so nimmt er sich lange Zeit und beantwortet die Fragen aus seiner Sicht "wahrheitsgemäß". Auf diese Weise entsteht ein vielschichtiger Roman, der den unbefangenen Leser gründlich verunsichert. Zentrales Thema des Romans ist die Wahrheit, die aus der subjektiven Perspektive des Schriftsteller allerdings nicht immer das ist, was sie objektiv sein sollte: "Wahrheit ist das Wahre, der richtige Sachverhalt, die Übereinstimmung mit den Tatsachen", wie es im Deutschen Wörterbuch heißt. Wahrheit ist oft sehr subjektiv.
...weiterlesenJosch 10.06.2020, 20.31 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Die Kraft der Sensibilität
Noch vor drei Monaten sah es so aus, als hätten nur die Menschen Erfolg, die sich lautstark und mit Macht durchsetzen können. Manager in Leitungspositionen, so schien es, können es sich nicht leisten, sich mit Gefühlen, mit Emotionen auseinanderzusetzen. Wer wirtschaftlich erfolgsorientiert denkt, für den zählen ausschließlich sachliche Gründe, da sind Gefühle nur hinderlich. Und wenn ein Mitarbeiter im Unternehmensgefüge Gefühle zeigte, dann war er in vielen Augen wegen seiner Sensibilität krank und hinderlich für den geschäftlichen Erfolg. „Ob der für diese Aufgabe geeignet ist? Der ist doch so sensibel!“, so redet(e) man hinter vorgehaltener Hand über ihn.
Und nun spült eine Pandemie Gefühle an die Oberfläche, fordert auch von sonst kühl agierenden Menschen Sensibilität ein, zumindest neben aller gebotenen Sachlichkeit und Rationalität das Gefühl für andere: Welchen Abstand muss ich einhalten? Wie kann ich mich und andere schützen? Wie einander helfen? etc. In diese Situation kommt ein Buch wie „Wer stärker fühlt, hat mehr vom Leben“ von Kathrin Sohst wie gerufen. Ohne auf die Pandemie zu rekurrieren, die verständlicherweise beim Entstehungsprozess des Buches noch nicht ausgebrochen war, zeigt die Autorin mit ihrem Buch, welche Kraft Sensibilität entwickeln kann und dass Empfindsamkeit für unser Leben bereichernd ist.
...weiterlesenJosch 30.04.2020, 11.51 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL